geschrieben am 14. Juli 2003

Einhundert Kilometer Landwege - Endurowandern in Mecklenburg


Wo führt das noch hin?

Dieser Artikel beschreibt eine Enduro-Tour in die Mecklenburger Schweiz zu Himmelfahrt 2003. Nachahmer sind ausdrücklich willkommen, aber unter Berücksichtigung nachfolgender Hinweise. Sie mögen übertrieben, manchem auch trivial erscheinen, aber ich bringe sie hier trotzdem. Ihr fahrt in einer einmaligen Kulturlandschaft, die atemberaubend schön ist. Doch dazu später mehr.


Vorn im Bild ein ehemaliger Kachelofen

Bitte nicht sinnlos Brettern und Heizen!

Auf einer solchen Tour bieten sich bestimmt genug Gelegenheiten, mal ordentlich am Gas zu drehen und mit 80 über Feldwege zu surfen, aber nicht überall und nicht um jeden Preis. Wir haben über 20 % Arbeitslosigkeit und die Menschen leben vom sanften Tourismus, davon, daß Gäste kommen, um die Natur zu genießen.


War wohl schon zu laut, der Serien-Endtopf?

Kein Krach!

Offene Auspuffe, durch die man die Ventile arbeiten sehen kann und die noch in fünf Kilometer Entfernung gut zu hören sind, haben in der freien Natur nichts verloren, bestenfalls auf der Rennstrecke. Bewege Dich unauffällig durch die Landschaft, damit ist allen am besten gedient. Denke an die Enduristen, die nach Dir kommen. Rücksicht auf Radwanderer, Reiter und natürlich die Einheimischen ist angesagt. Kommt Dir jemand entgegen, nimm das Gas weg, grüß freundlich, laß sie passieren und dreh erst dann wieder auf. Eines Tages wirst auch Du mit Deiner Familie per Rad in MeckPomm unterwegs sein und solcherart Rücksichtnahme schätzen. Bedenke, daß Du zum großen Teil Rad- und Wanderwege benutzen wirst.


Schweizer Aussichten

Verbote achten

Laut Waldgesetz MeckPomm ist das Befahren der Wälder verboten. Darauf weisen kleine weiß-grüne Schilder an Waldwegen hin. Kein Problem, denn es gibt genug Waldpisten, auf denen man legal fahren kann. Schau in der Karte nach Dörfern, zwischen denen Wald liegt. Die Chancen sind dann gut, daß die Verbindungswege offen sind. Gleiches gilt für Feldwege, die mit Durchfahrtverbot (außer Land- und Forstwirtschaft) beschildert sind. Du hast es nicht nötig, ausgerechnet diese Wege zu befahren. Es gibt genug andere.


Rübenbahn anno 1920, lieber doch nicht?

Acker

Finger weg von bestellten Ackerflächen und bewirtschafteten Wiesen. Jede Endurospur auf einem kultivierten Feld schadet uns auf lange Sicht. Tröste Dich: Es gibt genug Brachland. Triffst Du unterwegs einen Bauern, hebe die Hand zum Gruß. Bei entsprechender Gelegenheit schadet auch ein nettes Wort nichts.


Eichen, wie von Caspar David Friedrich erdacht

Ausrüstung

Um sich nicht zu verfransen, sollte man eine Wanderkarte des Zielgebietes haben. Die gibt es an jeder Tourist-Info oder Tankstelle in brauchbaren Maßstäben. Da MeckPomm ein dichtes Wegenetz hat, kann ein Kartenhalter auf dem Tank nichts schaden. Dann muß man sie nicht immer aus dem Rucksack fingern. (Im Schnitt gibt es pro Kilometer eine Abzweigung.) Weiterhin sind die Wege meist durch Wegweiser mit Entfernungsangeben für die (Rad-) Wanderer beschildert. Eine Tankreichweite von 100 Kilometern ist völlig ausreichend. Der guten Ordnung halber: Wisse, daß Du mitten in der Pampa kaum auf Hilfe hoffen kannst. Richte Dich also auf die Behebung kleiner Defekte ein. Nicht jedes Kleckerdorf hat eine Werkstatt. Dein Mobiltelefon hat nicht überall Empfang.


Jeder Stein von Hand verlegt


Obstbäume dann und wann

Die Wege

Ich gebe hier absichtlich keine Routen an, weil damit der halbe Spaß dahin ist. Such Dir ein Gebiet aus, besorge Dir eine Wanderkarte (je genauer desto besser) und erkunde einfach das Land. Meide Gegenden mit vielen Gewässern, Schutzgebieten oder Autobahnen, da diese die Entscheidungsfreiheit für mögliche Routen stark einschränken. Es gibt alles, von zugewachsenen Trampelpfaden über sandige, lehmige oder geschotterte Feldwege bis hin zu Jahrhunderte altem Kopfsteinpflaster, Fahrwegen mit Betonschwellen oder schmalen Asphaltsträsschen. Es ist übrigens sehr beliebt, die Löcher auf den Sandwegen mit Bauschutt zu "reparieren", sei also auf Überraschungen gefaßt. Dem Wetter entsprechend kann es staubig oder pampig sein. Auf meiner Tour bin ich in zwölf Stunden 280 km gefahren, davon mindestens die Hälfte off-road, mit reichlich Stopps zum Fotografieren und Schauen.
Am Wege lagen Orte mit so klangvollen Namen wie Amalienhof, Groß Köthel (Kann ich das nochmal hören???), Ausbau Tenze, Rambow, Pribbenow, Vorwerk, Neu Vorwerk, Alt Vorwerk, aber auch Pampow, Carlshof, Dörgelin, Pisede, Stierow und nicht zu vergessen Sukow-Marienhof und Krassow.


Blick aus dem Fenster eines verfallenen Gutshauses

Kultour

Okay, ich wollte fahren, Kilometer fressen, surfen, den Wind spüren. Darum habe ich fast alle Gutshöfe, Keramiker, Kirchen, Museen, Galerien und Denkmäler links liegenlassen. Wer will, findet reichlich kulturellen Input. Ganz MeckPomm ist eine Fundgrube für Kulturliebhaber aller Art und der interessierte Endurist sollte aufpassn, sich nicht zu verzetteln, sonst sitzt er den ganzen Tag mit einem Bildhauer beim Kaffe und klönt, statt auf der Mühle und dröhnt. Sozusagen.